Abgrenzen. Das war das, was mir am Mamasein am allerallerschwersten fiel. Das war mein ultimativer
Trigger. Ich hielt einiges mit stoischer Ruhe aus: durchwachte Nächte, Dauerstillen, Geburtsschmerzen. Aber wenn es um meinen eigenen Tanzbereich ging, meine persönlichen Grenzen, dann kam ich ins
Schwimmen. Und das lag nicht daran, dass ich nicht in der Lage war, Dinge zu untersagen und klare Ansagen zu machen! Sätze wie „Nein, Du darfst Deine Zunge nicht in die Steckdose stecken“, „Nein, ein
Lolli reicht“, „Nein, vor der Kita gucken wir kein Fernsehen“ fielen mir durchaus nicht schwer. Damit tat ich ja das, was ich auch beim Aushalten des Geburtsschmerzes, des Dauerstillens und der
durchwachten Nächte getan hatte. Ich tat das Beste für mein Kind. Aber wenn es um mich ging, also darum, etwas von mir selbst vorzuenthalten, dann blieben sie mir im Halse stecken, die Sätze. Wo
waren sie? Wieso wurden sie nicht ausgesprochen? „Nein, ich möchte jetzt nicht noch ein Rollenspiel spielen“, „nein, ich möchte nicht, dass Du mich zum Einschlafen kneifst“. „Nein, ich möchte heute
ausgehen, Papa bringt Dich ins Bett.“ Warum kamen sie nicht aus meinem Mund!!? Weil ich selber glaubte, dass ich mein Kind damit verletzte. Weil ich glaubte, dass es sich dann nicht genug von mir
geliebt fühlte. Stimmt das? Ist es ein Zeichen der Liebe, sich kneifen zu lassen? Und zeigt man seine Liebe, indem man etwas spielt, obwohl man dazu grade absolut keine Lust hat? Ist es besonders
wertvoll, das Kind daran zu gewöhnen, ausschließlich von einem selbst ins Bett gebracht werden zu können? NEIN!! Das alles ist Bullshit! Es ist einfach ein falscher Glaubenssatz, der sich absolut zu
hinterfragen lohnt! Denn was ist Liebe!? Wodurch fühlt sich ein Kind denn wirklich geliebt? Ja, dadurch dass man es in den Arm nimmt und tröstet, wenn es traurig ist. Dadurch, dass man ihm sagt, dass
man es liebt. Dadurch dass man für das Kind sorgt, es gut behandelt, mit ihm nach Lösungen für Probleme sucht. Aber doch nicht dadurch, dass man seine eigenen Grenzen nicht wahrt!! Dadurch vermittelt
man ihm nur, dass wenn Mama ihre Grenzen nicht wahrt, es selbst seine eigenen auch nicht wahren sollte. Und ich glaube, das ist das Letzte, was wir unserem Liebling beibringen wollen, oder? Ich weiß
von vielen vielen Mamas, dass es ihnen genau so geht wie es mir ging. Bei dem Wunsch abzustillen zum Beispiel. Und deshalb möchte ich Euch hiermit ermutigen: Mamas, steht für Euren Tanzbereich ein!!
Durch zwei Kinder durfte ich lernen und habe womöglich einen kleinen zeitlichen Vorsprung und kann Euch sagen: Ihr dürft und sollt Grenzen setzen. Schaut hin, fühlt in Euch hinein und seid
authentisch. Das ist nicht nur gut für Euch, sondern auch für Euer Kind. Ihr dürft für Eure Bedürfnisse einstehen, Ihr tut Eurem Kind damit sogar eher etwas Gutes, auch wenn es vielleicht dabei
weint. Denn nur, wenn Ihr Eurem Kind Euren Tanzbereich zeigt, kann es auch lernen, seinen eigenen zu erkennen und zu wahren.